Belichtungskorrektur

Level:Fortgeschritten
Anwendung:Praxis

Das Wesentliche zur Belichtungskorrektur: Wozu sie gut ist, wie sie an einer Kamera einzustellen ist und welche Zahlenwerte gängig sind.

Wesen der Belichtungskorrektur

Eine Belichtungskorrektur ändert die von der Kamera automatisch ermittelte Belichtung um einen von dir gewählten Wert, um ein Foto heller oder dunkler ausfallen zu lassen. Sie ist immer ein Eingriff von Hand und Entscheidung des Fotografen.

automatische Belichtung ohne Korrektur
intensivere Farben mit leichter negativer Belichtungskorrektur

Eine Belichtungskorrektur lässt Fotos nicht nur heller oder dunkler wirken, sie bringt auch blassere bzw. sattere Farben mit sich. Das hellere Beispielfoto ist mit automatischer Belichtungsmessung entstanden, das etwas dunklere mit leichter negativer Korrektur (-0,5;  wir kommen noch dazu, was so ein Zahlenwert bedeutet).

Daneben kann sie Über- und Unterbelichtungen vermeiden. Hier ein Blick auf das Mittelmeer, wegen der großen dunkleren Wasserfläche sind mit automatischer (Mehrfeld-)Belichtungsmessung die weißen Wolken in der Sonne teilweise überbelichtet. Beachte, wie im dunkleren Bild (Belichtungskorrektur -1,3) mehr Details von den Wolken erkennbar sind.

Bitte beachte: Für die Bildhelligkeit zählt nur die Kombination aus Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit, mit der du am Ende fotografierst. Nicht, wie du zu ihr gelangst. Es gibt immer mehrere Wege, die zum selben Ergebnis führen. So hätte ich bei dem zweiten Foto z. B. auch die Kamera nach oben schwenken können, die Belichtung am helleren Himmel messen und sie mit dem Belichtungsspeicher für meinen endgültigen Bildausschnitt behalten können.

Die Belichtungskorrektur ist ein Werkzeug neben anderen in deinem Kamera-Werkzeugkasten; es gibt verschiedene Wege und Vorlieben, mit ihnen zu arbeiten.

Kamera-Bedienung zur Belichtungskorrektur

Ob eine Kamera die Einstellung einer Belichtungskorrektur erlaubt, hängt vom Kamera-Modus ab. Nur einer für fortgeschrittenes Fotografieren (P, S, A bzw. P, Tv, Av bei Canon) erlauben Belichtungskorrekturen. Im Modus M ist die Einstellung einer Belichtungskorrektur wirkungslos.

Typischerweise haben Kameras eine mit +/- beschriftete Taste zur Einstellung einer Belichtungskorrektur. Entweder ist gleichzeitig ein Einstellrad zu drehen oder anschließend mit Tasten auf der Kamera-Rückseite die Stärke der Belichtungskorrektur einzustellen.

Manche Kameras haben auch ein Rädchen, um die Belichtungskorrektur direkt auszuwählen.

Die Einstellung erfolgt mit Zahlenwerten wie z.B. +1,0 oder -1,0 in Schritten von je einem Drittel:

... | -1 | -0,7 | -0,3 | 0 | +0,3 | +0,7 | +1,0 | ...
oder
 ... | -1 | -2/3 | -1/3 | 0 | +1/3 | +2/3 | +1 | ...

Positive Werte bewirken hellere, negative dunklere Bilder.

Smartphones können eine entsprechende mit +/- oder „EV“ bezeichnete Auswahl auf dem Display anbieten.

Lichtwert oder EV („exposure value“) – die Einheit der Belichtungskorrektur

Die Zahlenwerte bei der Einstellung von Belichtungskorrekturen stehen für „Lichtwerte“, auf englisch „exposure value“ und daher oft mit „EV“ auf Kamera-Anzeigen abgekürzt.

Eine Belichtungskorrektur um einen Lichtwert bedeutet eine Verdoppelung bzw. Halbierung der für die Belichtung verwendeten Lichtmenge.

Belichtungskorrektur

...

-2

-1

0

1

2

...

Änderung der Lichtmenge um Faktor...

...

14

12

1

2

4

...

Die Einstellung einer Belichtungskorrektur sagt nichts darüber, ob die hellere bzw. dunklere Belichtung mit einer Änderung der Blende, Belichtungszeit oder des ISO-Wertes erreicht wird. Das ist von der Belichtungssteuerung abhängig.

Nehmen wir ein Beispiel anhand des Belichtungs-Mischpultes, mit den im Bild gezeigten Zahlen. Die Zahlenwerte für Blende, Belichtungszeit und ISO sind in Schritten von jeweils einem Lichtwert aufgebaut. Für eine Belichtungsänderung von z.B. +1,0 könnte man

  • die Blende von 4 auf 2,8 öffnen oder 
  • die Belichtungszeit von 1/125 auf 1/60 s verlängern oder 
  • die ISO-Empfindlichkeit von 200 auf 400 erhöhen.

Oder eine Mischung wählen, z.B. jeden Regler nur um 1/3 Belichtungsstufe nach oben schieben. Die genauen Zahlenwerte wird die Kamera vorschlagen, du brauchst dir nicht selber den Kopf zu zerbrechen.

Nun zur Belichtungssteuerung:

  • Wenn du z.B. in Programmautomatik P fotografierst und eine ISO-Automatik eingeschaltet ist, wird die Kamera selbstständig irgendeine der gerade beschriebenen Möglichkeiten aussuchen.
  • Wenn du z.B. in Blendenvorwahl A bzw. Av fotografierst und keine ISO-Automatik angeschaltet hast, sind die Blende und ISO-Empfindlichkeit nur deine Entscheidung. Der Kamera bleibt nur die Belichtungszeit, sie wird diese von 1/125 auf 1/60 s erhöhen.

Und so weiter, und so fort... man kann beliebig viele Beispiele konstruieren, aber sie folgen alle klaren Regeln. Wenn du die Spielregeln kennst, kannst du auch mit beliebigen anderen Situationen selbst umgehen.

Wie stark soll eine Belichtungskorrektur sein?

Blichtungskorrekturen von -5,0 bis +5,0 LW

Meine Anhaltspunkte für die Stärke der Belichtungskorrektur sind:

  • Bis zu ±1,0 sind meist ausreichend, der Unterschied ist schon deutlich zu sehen.
  • ±2,0 ist schon eine kräftige Helligkeitsänderung, so viel braucht man eher selten. Kann aber vorkommen – zum Beispiel die Fotos mit den weißen Orchideen vor weißem Hintergrund haben für das rechte Bild +2,0 bekommen und ich finde, das tut ihnen gut. 
  • ±3 oder 5 Lichtwerte sind das Maximum, das Kameras erlauben. Kann man auch mal ausschöpfen, z.B. wenn dir im Gegenlicht Schattenpartien wichtig sind und du sie aufhellen möchtest.

Die Aufnahmereihe rechts veranschaulicht die Wirkung in Stufen von 1,0. Auf dem Kamera-Display und in einem elektronischen Sucher siehst du eine Vorschau der Helligkeitsänderung und bekommst ein erstes Gefühl dafür. Um Belichtungen zuverlässig beurteilen zu können, ist ein Kamera-Display aber unzuverlässig, dafür ist es besser, sich auch mit Histogrammen auszukennen.


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